Ein Wald aus Stein
Silke | 1. August 2011 | 19:18Nach Machala sind wir eigentlich nur gefahren, um den 100km weiter südlich, an der Grenze zu Peru liegenden, versteinerten Wald zu besuchen. Da hier der Zustand der Straßen (jahreszeitlich- oder geldbedingt) eher mit ìnteressant´ zu beschreiben ist (zwischendurch war eine Straße auch komplett gesperrt und der Bus ist querfeldein eine Ausweichstrecke gefahren), stand das Verhältnis von Anreise und Aktivität mal wieder in einem etwas kruden Verhältnis. Das lag aber auch mit daran, dass unser Guidebook nicht mehr so auf dem neuesten Stand war: seit diesem Jahr ist der Park nicht mehr selbstständig zu begehen, sondern man kann nur eine Tour mit Guide machen, was die Aufenthaltsdauer auf 1-1,5 Stunden limitierte. Das war ein bisschen schade, denn wir hatten mehr den Plan, einen ganzen Tag in dem Wald zu verbringen.
Außerdem wurden dort feste Plankenwege eingerichtet und das Baden an den Wasserfällen war auch nicht mehr möglich. Wie wir von unserem Guide erfuhren, gab es zu viele Probleme mit Vandalismus, Müll und Beschädigungen an den Versteinerungen. Interessanterweise meinte er aber noch, dass es eher die Einheimischen waren, die sich da gerne mal daneben benommen haben, da diese wohl nicht so das ökologische Bewusstsein hätten. Schade eigentlich. Aber nichtsdestotrotz hat sich der Ausflug gelohnt. Es ging durch ein Trockenwaldgebiet, welches heute vornehmlich mit `Petrinos´ (riesigen Bäumen, die ihre Jahresringe quasi ausen auf der Rinde tragen, und zwar circa jedes Jahrzehnt einen Wulst rundherum) bewachsen ist.
Zwischen diesen Bäumen liegen verstreut die Versteinerung der urzeitlichen Araukarien herum- versprengt, als hätte ein Riese Maiskörner über einem großen Feld verteilt. Die ältesten Exemplare sollen bis zu 60 Mio. Jahre alt sein- eine Zeit, wo an diesem Ort zunächst ein Urmeer existierte, wie versteinerte Muscheln, Amoniten und andere Einzeller belegen. Dann trocknete das Meer aus, Bäume siedelten sich an und wurden durch Erdverwerfungen bei Erdbeben und durch konservierendes Material bei Vulkanausbrüchen bedeckt. Durch den schnellen Abschluss von Sauerstoff und die Umgebung mit silikathaltigen Materialen versteinerte das Holz. Durch weitere Erdbewegungen kamen die Stämme dann schließlich viele Millionen Jahre später wieder an die Oberfläche, wo sie hier in Puyango erst 1975 wieder entdeckt wurden. Neben vielen größeren und kleineren Ansammlugen von Bruchstücken gab es zwei Stellen, wo richtige Giganten herumlagen. Am Flussufer lagen drei richtige Blöcke nebeneinander und am anderen Ufer konnte man noch den Rest des Stammes in das Muttergestein eingebettet sehen. In der Mitte wurde der Stamm dann von den Fluten des Flusses mit der Zeit weggedrückt und zerstört.
An anderer Stelle war noch ein Stamm von 15m Länge und 2 m Durchmesser erhalten. Zum Teil waren sogar noch die Jahresringe zu erkennen. Das war schon kurios zu sehen-ein versteinerter Wald in einem lebenden Wald.
Eine andere Entdeckung, für die vor allem Stephan sich begeisterte, waren die Termiten. Diese kleinen Tierchen sehen auf den ersten Blick aus wie Ameisen, haben aber lustige, große Kulleraugen und scharfe Kiefer. Wir sahen einen von der Rinde komplett abgeschälten Baum, auf wessen Ästen und Stamm die Termiten eine Autobahn gebaut hatten: Erdtunnnel, durch die sie hindurchwandern auf dem Weg zu ihrem Nest in den größeren Astgabeln.
Da wir das Gefühl hatten, dringend etwas Bewegunge zu brauchen, liefen wir die 6km hinunter bis zur Brücke, an welcher die Busse halten dann zu Fuß. Dort, am Militärposten, der mit etwas gelangweilten Soldaten samt Maschinengewehren bestückt war, warteten wir dann eine ganze Weile, da wir den 4pm-Bus verpasst hatten. Nach einer Stunde konnten wir dann auf eine Camioneta aufspringen, die uns dann vergleichsweise schnell zurück nach Arenillas gebracht hat. Die Ladefläche war dann auch eine Erfahrung besonderer Qualität. Zu unseren Gefährten auf der Ladefläche zählten ein halbwüchsiger Junge, ein dicker, alter Mann, jede Menge Reisegepäck anderer Insassen und ein Huhn in einer Pappschachtel, welches in jeder Kurve in seinem Karton hin und herrutschte. Dafür gab es auf dieser Fahrt ausreichend frische Luft 🙂
Den versteinerten Wald im Wald hätte ich auch seeeehr gerne gesehen! Das ist wirklich was ganz besonderes. Danke für dir Bilder und den Bericht. 🙂
ich werd richtig neidisch, so eine tolle Beschreibung des versteinerten Waldes. so was würde ich auch gerne in natura sehen. Meine kleine Sammlung versteinerten Holzes nimmt sich neben den Fotos, die ihr von den versteinerten Araukien gemacht habt , wie Lilliput aus. Interessanterweise habe ich mit der Oma am Vortag noch im botanischen Garten zu Braunschweig, Araukarien, Ginkos und Sequioas angeschaut, deren Vorfahren ja auch im Trias bzw Perm gesiedelt haben und so mal schlappe 250 Mill. Jahre alt sind.